Melodica

Die Melodica ist durchaus kein (oder nicht nur ein) Kinder-Instrument. Erst nachdem das Staunen überwunden ist, kommt dann als nächste Frage: „Was ist das denn überhaupt für ein Instrument?"

Melodica
Melodica
Die Geschichte der Melodica ist schnell erzählt: das Instrument wurde 1959 von der bekannten Akkordeon- und Mundharmonika-Firma Matthias Hohner entwickelt und in der Tat primär für den musikpädagogischen Bereich. Aber mittlerweile haben zumindest die guten Instrumente ihren Nischenplatz im Jazz, im Reggae und im Folk erobert und besetzt, so dass es sich durchaus lohnt, ein wenig mehr darüber zu erfahren.

Die Melodica gehört zur Gruppe der „Instrumente mit durchschlagender Zunge" oder „Zungeninstrumente" und ist daher mit dem Harmonium, dem Akkordeon und der Mundharmonika verwandt. Allerdings wird die Luft nicht über einen mechanisch betriebenen Weg (Balg) an die Stimmzungen herangeführt, sondern - wie bei der Mundharmonika - direkt über den Atem, weswegen die Melodica manchmal auch als „Mundharmonika mit Klaviatur" bezeichnet wird. Dies sollte allerdings eher als kleine Spitze denn als Kompliment betrachtet werden.

Melodica
Sehr seltene Melodica mit
Knopftastatur
Hochwertige Melodicas sind durchaus in der Lage, anspruchsvolle Musik zu produzieren, auch und besonders im Jazz. Hier seien die „Profi-Melodica Hohner 36" (3 Oktaven Umfang), vor allem aber die Cassotto-Melodica und das Bass-Instrument, die Melodica Basso hervorgehoben. Leider Gottes (oder soll man sagen „Leider Hohners"?) werden die beiden letztgenannten Instrumente nicht mehr hergestellt, was besonders für den Einsatz der Melodica im Jazz noch gar nicht absehbare Folgen haben wird. Denn gerade auf diesen Instrumenten kann man wunderbar und wohlklingend improvisieren. Man kann sowohl hart und boppig als auch sanft, leger und cool spielen. Der Klang eines Cassotto-Instruments ist „mellow" und der Klang der Bass-Melodica ein kräftiges, tiefes Akkordeon-Register. Er ist genau so variabel spiel- und artikulierbar wie eine gedämpft gespielte Posaune „mit einer Spur Oboe drin", was einen ganz besonders reizvollen und ungewöhnlichen Klang ergibt.